Soziale und ökologische Auswirkungen des Kupferabbaus: eine globale Perspektive
Der Abbau und die Verarbeitung von Kupfer haben erhebliche soziale und ökologische Auswirkungen, insbesondere auf lokale Gemeinschaften. Im Folgenden beleuchten wir diese Auswirkungen mit einem Fokus auf zwei bedeutende Kupferproduktionsländer: Chile und Sambia. Zudem wird die Bedeutung von Kupfer beim Übergang zu sauberer Energie, bei anderen Anwendungen und in der KI-Infrastruktur diskutiert.
Die Bedeutung von Kupfer
Kupfer ist ein hochleitfähiges Metall und daher unverzichtbar für elektrische Verkabelungen, Elektronik und Erneuerbare- Energie-Technologien. Es wird in Windturbinen, Solarpaneelen, Wärmepumpen und deren Wärmetauschern und Elektrofahrzeugen verwendet, die alle wesentliche Bestandteile des globalen Wandels hin zu nachhaltiger Energie sind. Der Bedarf an Kupfer wird daher in den nächsten Jahren weiterhin ungebrochen hoch sein.
Chile ist der weltweit größte Produzent von Kupfer und macht rund ein Viertel der globalen Produktion aus. Die Wirtschaft des Landes ist stark vom Kupferabbau abhängig, wobei der Anteil am BIP in etwa zwischen 10 und 15 % liegt. Die größten Kupferminen der Welt wie Escondida und Chuquicamata sind daher relevante Wirtschaftsmotoren für das Land. Dieser wirtschaftliche Segen geht jedoch mit erheblichen sozialen und ökologischen Kosten einher.
Der Kupferabbau in Chile verbraucht enorme Mengen an Wasser, eine wertvolle Ressource in den trockenen Regionen, in denen viele Minen liegen. Dies hat zu Konflikten mit lokalen Gemeinschaften geführt, die auf diese Wasserquellen für die Landwirtschaft und den täglichen Bedarf angewiesen sind. Zudem führt der Bergbau oft zu einer Kontamination des Wassers mit Schwermetallen und Chemikalien, was sowohl die menschliche Gesundheit als auch die lokalen Ökosysteme gefährdet. Großflächige Bergbauaktivitäten bedeuten einen erheblichen Landbedarf, was zu Abholzung und Zerstörung von Lebensräumen führt. Dies beeinträchtigt nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Lebensgrundlagen indigener Gemeinschaften, die auf das Land angewiesen sind. Während des Abbaus und der Verarbeitung kann die Freisetzung toxischer Substanzen zu schweren Gesundheitsproblemen bei der lokalen Bevölkerung führen, darunter Atemwegserkrankungen und Hautkrankheiten.
Obwohl der Kupferabbau erhebliche Einnahmen generiert, sind die Vorteile oft ungleich verteilt. Während die Minenunternehmen beträchtliche Einnahmen lukrieren und in der Regel die Minenarbeiter im Gegensatz zur sonstigen lokalen Bevölkerung überdurchschnittliche Einkommen erhalten, wird nur wenig in die lokale Infrastruktur investiert. Viele lokale Gemeinschaften bleiben arm und haben nur begrenzten Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung und Bildung. Dies führt zu einer schlechten Lebensqualität für die Menschen, die in diesen Regionen leben und sich oft ausgebeutet und nicht ausreichend für die Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen entschädigt sehen. Abhängigkeit von Minenarbeit führt zu wirtschaftlicher Unsicherheit, wenn Minen geschlossen oder Arbeitsplätze abgebaut werden. Dies verstärkt die wirtschaftlichen Disparitäten und führt zu sozialen Spannungen und Konflikten zwischen Bergbauunternehmen, den Minenarbeitern und lokalen Gemeinschaften. Proteste und Streiks sind keine Seltenheit, da die betroffenen Gemeinschaften für bessere Arbeitsbedingungen, faire Entschädigungen und Umweltschutzmaßnahmen kämpfen.
Sambia ist ein weiterer wichtiger Akteur auf dem globalen Kupfermarkt, wobei das Metall etwa 70 % der Exporterlöse des Landes ausmacht. Die Copperbelt-Region ist das Herzstück der sambischen Bergbauindustrie, aber die sozialen und ökologischen Auswirkungen sind tiefgreifend.
Bergbauaktivitäten haben in Sambia zu schwerer Luft- und Wasserverschmutzung geführt. Die Emission von Schwefeldioxid und anderen Schadstoffen aus Schmelzwerken haben Atemprobleme bei den Anwohner:innen verursacht. Gewässer in der Nähe von Bergbaustandorten sind oft mit Schwermetallen kontaminiert, was sie für den Konsum und die Landwirtschaft problematisch macht. Die seit 2024 herrschende schlimmste Dürre seit Jahrzehnten führt zusätzlich zu einer deutlichen Verknappung des zur Verfügung stehenden Wassers, was bei der Stromversorgung erhebliche Probleme mit sich bringt, da Wasserkraft im Elektrizitätsmix ein dominanter Faktor ist und der Minensektor einen erheblichen Anteil für sich beansprucht. Deshalb kommt es regelmäßig zu Stromausfällen, welche negative Auswirkungen auf die Bevölkerung, Wirtschaft und Infrastruktur haben.
Minenprojekte führen oft zur Vertreibung lokaler Gemeinschaften. In vielen Fällen werden diese Gemeinschaften nicht angemessen entschädigt, was zu Verlusten der Lebensgrundlagen und sozialen Unruhen führt. Der Bergbausektor in Sambia ist berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen. Arbeiter sind oft mit langen Arbeitszeiten und niedrigen Löhnen konfrontiert und unsicheren Arbeitsumgebungen ausgesetzt. Es gibt zahlreiche Berichte über Unfälle und Todesfälle in den Minen. Trotz der höheren Löhne im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung sind die Arbeitsbedingungen oft prekär und gefährlich. Ein großes Problem in Sambia ist die mangelnde Diversifizierung der Wirtschaft. Die starke Abhängigkeit vom Kupferabbau macht das Land anfällig für Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Wenn die Kupferpreise fallen, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft und führt zu Arbeitsplatzverlusten und wirtschaftlicher Unsicherheit. Dies verstärkt die sozialen Spannungen und hat Proteste und Unruhen zur Folge.
Die Rolle von Kupfer beim Übergang zu sauberer Energie und in der KI-Infrastruktur
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Kupfer für den Übergang zu sauberer Energie unverzichtbar. Seine hervorragende elektrische Leitfähigkeit macht es für erneuerbare Energiesysteme unverzichtbar. Kupfer wird
in den Generatoren, Verkabelungen und Transformatoren von Windturbinen verwendet.
Es ist ein wichtiger Bestandteil in Photovoltaikzellen und der Verkabelung, die sie verbindet.
Elektrofahrzeugebenötigen erheblich mehr Kupfer als herkömmliche Fahrzeuge, hauptsächlich für Batterien, Motoren und Verkabelung.
Die Nachfrage nach Kupfer wird weiter steigen, da der technologische Fortschritt und der Ausbau erneuerbarer Energien viel Kupfer benötigt. Dies bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Kupferproduktionsländer. Einerseits können sie von den steigenden Kupferpreisen und der erhöhten Nachfrageprofitieren. Andererseits müssen sie sicherstellen, dass der Abbau und die Verarbeitung von Kupfer nachhaltig und sozial gerecht erfolgen.
Ein weiterer wichtiger Bereich, in dem Kupfer eine entscheidende Rolle spielt, ist die Infrastruktur für
Wirtschaftliche Vorteile und soziale Verantwortung in Einklang bringen
Die Herausforderung besteht darin, die wirtschaftlichen Vorteile des Kupferabbaus mit der Notwendigkeit des Umweltschutzes und der sozialen Gerechtigkeit in Einklang zu bringen. Regierungen, Bergbauunternehmen und lokale Gemeinschaften müssen zusammenarbeiten, um nachhaltige Bergbaupraktiken zu entwickeln. Starke regulatorische Rahmenbedingungen sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass Bergbauunternehmen Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Lokale Gemeinschaften sollten aktiv in Entscheidungsprozesse im Zusammenhang mit Bergbauprojekteneinbezogen werden. Dies umfasst faire Entschädigungen für Land und Ressourcen sowie Investitionen in lokale Infrastruktur und Dienstleistungen. Investitionen in sauberere und effizientere Bergbautechnologien können dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck des Kupferabbaus zu verringern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Diversifizierung der Wirtschaft in den Kupferproduktionsländern. Durch die Förderung anderer Wirtschaftszweige können diese Länder ihre Abhängigkeit vom Kupferabbau reduzieren und ihre wirtschaftliche Stabilität erhöhen. Dies kann dazu beitragen, die sozialen Spannungen zu verringern und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern.
Fazit
Kupfer ist für moderne Technologien und den Übergang zu sauberer Energie unverzichtbar, aber sein Abbau geht mit erheblichen sozialen und ökologischen Kosten einher. Anhand der Beispiele von Chile und Sambia wird der dringende Bedarf an nachhaltigen Bergbaupraktiken deutlich, die lokale Gemeinschaften und Ökosysteme schützen. Da die Nachfrage nach Kupfer weiter steigt, ist es entscheidend, ein Gleichgewicht zu finden, das wirtschaftliches Wachstum ermöglicht und gleichzeitig soziale und ökologische Verantwortung sicherstellt. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmen und Gemeinschaften kann eine nachhaltige und gerechte Zukunft für alle erreicht werden. Die Integration von Kupfer in die KI-Infrastruktur zeigt zudem, wie vielseitig und unverzichtbar dieses Metall in der modernen Welt ist. Es ist daher umso wichtiger, dass der Abbau und die Nutzung von Kupfer verantwortungsvoll und nachhaltig gestaltet werden.

Autor
Mag. Alexander Toth, Fondsmanager bei der Raiffeisen KAG