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Grundsätzlich besteht die Internationale Menschenrechtscharta aus drei grundlegenden Dokumenten, die zusammen die Basis für den internationalen Menschenrechtsschutz bilden:

  • Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, verabschiedet durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen, ist das Kernstück und umfasst eine breite Palette von Rechten und Freiheiten, darunter das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit, das Verbot der Sklaverei und Folter, das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren sowie das Recht auf Arbeit und Bildung. Obwohl rechtlich nicht bindend, dient sie als moralische und ethische Richtschnur für die Mitgliedstaaten.

  • Ein weiteres wesentliches Dokument ist der Internationale Pakt über bürgerliche und politische Rechte. Er verpflichtet die Vertragsstaaten, die in ihm festgelegten Rechte zu achten und zu gewährleisten. Dazu gehören das Recht auf Leben, das Verbot der Folter, das Recht auf Freiheit und Sicherheit der Person, das Recht auf ein faires Gerichtsverfahren sowie die Meinungs-, Versammlungs- und Religionsfreiheit. Dieser Pakt enthält auch Bestimmungen zur Gleichberechtigung und zum Schutz von Minderheiten.

  • Schließlich verpflichtet der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte die Vertragsstaaten, die in ihm festgelegten Rechte schrittweise zu verwirklichen. Dazu gehört das Recht auf Arbeit, soziale Sicherheit, einen angemessenen Lebensstandard, Gesundheit, Bildung und kulturelle Teilhabe. Dieser Pakt betont die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit, um die volle Verwirklichung dieser Rechte zu erreichen.

Zusammen bilden diese drei Dokumente die Grundlage für den internationalen Schutz der Menschenrechte. Sie stellen sicher, dass grundlegende Rechte und Freiheiten weltweit anerkannt und geschützt werden, und bieten einen Rahmen für die Überwachung und Durchsetzung dieser Rechte durch internationale und nationale Institutionen.

Arbeitsrechte

Menschenrechtsverletzungen in der Arbeitswelt stellen ein gravierendes Problem dar, das weltweit Aufmerksamkeit erfordert. Dabei ist auch die Verknüpfung von Menschenrechten und Arbeitsrechten von zentraler Bedeutung, um sicherzustellen, dass alle Arbeitnehmer:innen in Würde und Sicherheit arbeiten können. Arbeitsrechte sind ein wesentlicher Bestandteil der Menschenrechte und umfassen unter anderem

  • das Recht auf faire Arbeitsbedingungen,

  • angemessene Entlohnung,

  • Schutz vor Diskriminierung

  • und das Recht auf Vereinigungsfreiheit.

In vielen Ländern sind jedoch diese Rechte nicht ausreichend geschützt, und Arbeitnehmer:innen sehen sich häufig mit Ausbeutung, unsicheren Arbeitsbedingungen und mangelndem Zugang zu rechtlichen Schutzmechanismen konfrontiert. Besonders in der Rohstoffproduktion, wo oft unter extremen Bedingungen gearbeitet wird, sind Menschenrechtsverletzungen weit verbreitet. Kinderarbeit, Zwangsarbeit und gefährliche Arbeitsumgebungen sind nur einige der Probleme, die in diesem Sektor auftreten.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es notwendig, internationale Standards und Abkommen zu stärken und deren Umsetzung rigoros zu überwachen. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass ihre Lieferketten frei von Menschenrechtsverletzungen sind. Regierungen sind aufgefordert, Gesetze zu erlassen und durchzusetzen, die die Rechte der Arbeitnehmer:innen schützen und ihnen Zugang zu gerechten und sicheren Arbeitsbedingungen ermöglichen.

Lebensraum

Aus Sicht der Menschenrechte wird der Rohstoffabbau in sich entwickelnden Ländern oft kontrovers betrachtet. Minen stellen für viele Regierungen ein lukratives Geschäft dar, da sie erhebliche Einnahmen in die Staatskasse – und manchmal auch in private Taschen – spülen. Daher ist das Interesse der lokalen und nationalen Politik, den Bergbauunternehmen strenge Auflagen für den Schutz der Menschenrechte und der Umwelt zu machen, häufig gering.

Die lokale Bevölkerung ist leider meist die Verliererin. Bei Bergbauaktivitäten in Entwicklungsländern sind gewaltsame Vertreibungen und unzureichende Entschädigungen von Anwohner:innen ein häufig anzutreffendes Problem. Die Zerstörung der natürlichen Umwelt beeinträchtigt die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung erheblich. Umweltverschmutzung durch den Einsatz toxischer Substanzen führt oft zu weit verbreiteten Gesundheitsproblemen. Ein Beispiel hierfür ist der Goldabbau in einigen afrikanischen Ländern, wo Quecksilber und andere gefährliche Chemikalien eingesetzt werden, die Wasserquellen kontaminieren und schwere gesundheitliche Schäden bei den Menschen verursachen.

Ein weiteres gravierendes Problem ist die Verletzung der Rechte indigener Völker, die oft ohne ihre Zustimmung von ihrem angestammten Land vertrieben werden. Diese Vertreibungen führen nicht nur zu einem Verlust der Heimat, sondern auch zu einem Verlust kultureller Identität und traditioneller Lebensweisen. Ein bekanntes Beispiel ist der Abbau von Kupfer in Papua-Neuguinea, wo indigene Gemeinschaften gewaltsam vertrieben wurden und ihre Lebensgrundlagendurch die Zerstörung derUmwelt verloren haben.

Nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es notwendig, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen und sicherstellen, dass ihre Bergbaupraktiken die Menschenrechte respektieren und die Umwelt schützen. Die Achtung der Menschenrechte im Rohstoffabbau ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch eine Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung und soziale Gerechtigkeit. Nur durch gemeinsame Anstrengungen von Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft können wir eine Welt schaffen, in der die Rohstoffproduktion nicht auf Kosten der Menschenrechte und der Umwelt erfolgt.

Menschenrechtsverletzungen zählen im Zusammenhang mit nachhaltigen Investments zu den bedeutendsten Reputationsrisiken, die Unternehmen eingehen können.

Investoren sind bezüglich des Themas Menschenrechte in der Regel äußerst aufmerksam und bereit, Unternehmen, die Verstöße aufweisen, abzustrafen, indem sie deren Produkte oder Dienstleistungen boykottieren. Die Einhaltung der Menschenrechte in der Rohstoffgewinnung ist daher nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch ein entscheidender Faktor für die langfristige wirtschaftliche Stabilität und Attraktivität eines Unternehmens.

Nachhaltige Investments legen großen Wert auf die sozialen Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten eines Unternehmens und darauf, dass Firmen ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen. Unternehmen, die Menschenrechte missachten, riskieren nicht nur rechtliche Konsequenzen und finanzielle Verluste, sondern auch den Verlust des Vertrauens von Investoren und der Öffentlichkeit.

Ein Beispiel hierfür ist der Fall des Bergbauunternehmens Rio Tinto, das 2020 in die Kritik geriet, nachdem es eine 46.000 Jahre alte heilige Stätte der Aborigines in Australien zerstört hatte. Die negativen Schlagzeilen führten zu einem massiven Abzug von Investitionen und einem erheblichen Wertverlust der Aktien des Unternehmens. Dies zeigt deutlich, dass die Einhaltung der Menschenrechte und der Respekt vor kulturellem Erbe in der Rohstoffgewinnung nicht nur moralisch geboten, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen Glencore, das in Entwicklungsländern sowohl in Korruption verstrickt war als auch Menschenrechte verletzt hatte. Glencore wurde mehrfach beschuldigt, Bestechungsgelder gezahlt zu haben, um Zugang zu Rohstoffen in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo zu erhalten. Diese Praktiken führten zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen, einschließlich der Ausbeutung von Arbeitskräften, gefährlichen Arbeitsbedingungen und der Vertreibung lokaler Gemeinschaften.

Investoren und Unternehmen sollten daher menschenrechtliche Prinzipien in der Rohstoffproduktion fördern und ausreichende Standards gewährleisten. Durch transparente Berichterstattung, unabhängige Audits, die Einhaltung internationaler Normen und nicht zuletzt durch die Bereitschaft, sich Engagements – das bedeutet Unternehmensdialogen – durch Asset Manager:innen zu stellen und Inputs von Investorenseite zu berücksichtigen, können Unternehmen das Vertrauen der Investoren gewinnen und langfristig erfolgreich sein.

Wolfgang Pinner, Raiffeisen Capital Management

Autor

Mag. Wolfgang Pinner, Leiter Corporate Responsibility bei der Raiffeisen KAG


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Ziel der Initiative „Ein Logo für Menschenrechte“ war die Schaffung eines international anerkannten Logos zur Unterstützung der globalen Menschenrechtsbewegung.

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