Emerging-Markets-Aktien weiter im Aufwind
Die meisten
Getrieben wurde das vor allem von chinesischen Aktien,
aber auch Brasilien und einige europäische Emerging Markets zeigten eine gute Performance.
Polen und Ungarn etwa liegen im Spitzenfeld der Börsen seit Jahresbeginn, auch wenn es im August in Polen eine leichte Abwärtskorrektur gab.
Indien, einer der großen Lieblinge internationaler Investoren und in den letzten Jahren mit starken Zuwächsen, tritt heuer hingegen eher auf der Stelle mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Kursentwicklung.
Chinas Aktien steigen, trotz schwächerer Konjunkturdaten
Die Wirtschaftsdaten waren dabei in den letzten Wochen gemischt, signalisieren auf globaler Ebene aber eher eine leichte Wachstumsbelebung, vor allem von den USA ausgehend. In China hingegen fielen die Konjunkturdaten fast durchwegs schwächer aus, speziell im Einzelhandel, aber auch bei der Industrieproduktion. Die deflationären Tendenzen bei den Produzenten- und Verbraucherpreisen verstärken sich. Dennoch ist der Konsum in China in den letzten Jahren überdurchschnittlich gewachsen und macht rund 40 % des BIP aus, der höchste Wert seit 20 Jahren. Für viele Beobachter und auch die Führung in Peking ist das zwar noch immer deutlich zu wenig, aber der Trend geht zumindest in die richtige Richtung. Trotz der US-Zölle kann von einem Einbruch der chinesischen Exporte bislang keine Rede sein. Zwar geht der direkte Handel mit den USA zurück (rund 14 % seit Jahresbeginn), aber andere Regionen sowie das Exportieren über Drittländer in die USA scheinen das bislang auszugleichen. Ohnehin sind die ASEAN-Staaten Chinas Haupthandelspartner, gefolgt von Europa. Besonders stark wachsen dabei derzeit die Exporte von Maschinen und hochwertigen Gütern. Große Fragezeichen gibt es aber für Chinas Wachstum im kommenden Jahr, es könnte sogar auf unter 4 % abrutschen.
Entsteht eine neue, multipolare Weltordnung?
Viel beachtet und möglicherweise eine echte Zäsur in der Geopolitik war das Treffen der Staaten der SCO (Shanghai Cooperation Organization) in China im August mit einem historischen Gipfeltreffen und Schulterschluss der Staatschefs von Russland, China und Indien. Es gibt einiges dazu sagen, und wir werden uns diesem Thema daher im nächsten Emerging Markets Ausblick ausführlicher widmen. Nun wollen wir den Fokus aber auf die aktuellen Trends und Perspektiven in der Region Zentral- und Osteuropa legen, speziell aus der Sicht von Aktieninvestor:innen.
Polen erlebt Wachstumsschub
Polen ist aus unserer Sicht auf absehbare Zeit das wichtigste Land in der Region. Ende 2024 kam eine EU-freundliche Regierung an die Macht und infolgedessen erhält das Land in den kommenden Jahren Zugang zu eingefrorenen EU-Mitteln im Umfang von bis zu 76 Milliarden Euro. 2025 ist das erste volle Jahr, in dem diese EU-Gelder in die polnische Wirtschaft fließen werden. Hinzu werden zinsgünstige Kredite von bis zu knapp 44 Milliarden aus dem neuen Rüstungsprogramm der EU kommen sowie erwartete positive Effekte für Polen von den geplanten massiven Investitionen in Infrastruktur, Klimaschutz und Militär im Nachbarland Deutschland. Als weniger exportabhängiges und stärker binnenwirtschaftlich ausgerichtetes Land ist Polen auch weniger von den Zollanhebungen der US-Regierung gegenüber der EU betroffen.Das alles führt dazu, dass für Polen heuer und im kommenden Jahr rund drei bis dreieinhalb Prozent Wirtschaftswachstum erwartet werden. Das liegt weit über dem EU-Durchschnitt. Diese Wachstumsaussichten und ein zugleich sehr günstiges Bewertungsniveau am Aktienmarkt haben die Kurse polnischer

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Hoffen auf ein Ende des Ukrainekriegs
Hinzu kamen verstärkte Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine, die durch das Agieren von US-Präsident Trump angeheizt wurden. Diese Hoffnungen wurden bislang zwar enttäuscht. Doch von dieser Seite resultiert dennoch erhebliches Aufwärtspotenzial in den kommenden Jahren, während das Potenzial für negative Überraschungen demgegenüber recht überschaubar scheint. Apropos, negative Überraschungen: Negativ überrascht wurde der polnische Aktienmarkt zuletzt von einer vorübergehenden Steueranhebung für die Gewinne der Banken in Polen. Das dürfte, zusammen mit enttäuschten Ukraine-Hoffnungen, auch ein Auslöser für die leichte Abwärtskorrektur am
Region muss differenziert betrachtet werden
Wir sehen viele polnische Unternehmen, inklusive Banken aber weiterhin als aussichtsreich an, mit immer noch vergleichsweise günstigen Bewertungen und solidem Wachstumspotenzial.
Weniger positiv, sondern vorerst eher neutral sind wir derzeit hingegen für Ungarn gestimmt. Der Aktienmarkt hat sich zwar ebenfalls hervorragend entwickelt, doch Ungarn fehlt derzeit (noch) viel von dem Rückenwind, den Polen genießt. Die EU hält weiterhin erhebliche Geldmittel zurück. Ungarns sehr exportabhängige Wirtschaft leidet unter Trumps Zöllen, der anhaltenden Wachstumsschwäche in Deutschland und Österreich sowie der zurückhaltenden Nachfrage nach Elektroautos. Eine noch immer zu hohe Inflation belastet zusätzlich und schränkt den Spielraum der Notenbank für Zinssenkungen ein. Budapest hat zwar die Zusammenarbeit mit China stark intensiviert, doch treten chinesische Investoren inzwischen auf die Bremse bei einigen Großprojekten in Ungarn.
Machtwechsel in Ungarn?
Mit großer Spannung sieht man der im kommenden Jahr anstehenden Parlamentswahl entgegen. Erstmals seit langem droht Premier Orban der Verlust seiner Parlamentsmehrheit und eine Abwahl. Ein Regierungswechsel könnte in weiterer Folge die Beziehungen zur EU verbessern und damit auch für Ungarn die Freigabe erheblicher EU-Zuwendungen bedeuten. Doch die Wahl ist noch einige Monate entfernt und ihr tatsächlicher Ausgang derzeit schwer vorhersehbar.
Eher bescheiden sind aus vielen der für Ungarn genannten Gründe derzeit auch die Wachstumsaussichten in Tschechien. Dort wie in Ungarn besteht aber dennoch die Hoffnung eines Aufschwungs im Zuge einer Konjunkturbelebung in Deutschland und beide Märkte sind sicherlich nicht als überteuert zu bezeichnen.
Zentral- und Osteuropa: weiter attraktiv, aber gute Selektion gefragt
Insgesamt bleibt als Fazit, dass die Aktienmärkte in Zentral- und Osteuropa trotz teilweise erheblicher Kursanstiege in den letzten zwei Jahren noch immer einen erheblichen Bewertungsabschlag gegenüber den entwickelten Märkten aufweisen und – etwa bei Polen – deutlich bessere Wachstumsaussichten haben.
Die Zollvereinbarung zwischen der EU und den USA belastet zwar auch viele Unternehmen in der Region. Die negativen Auswirkungen scheinen aber überschaubar und es wurden damit zumindest Unwägbarkeiten beseitigt und Planungssicherheit geschaffen. Eine Beilegung des Ukrainekrieges oder eine dauerhafte Waffenpause käme als Zuckerl obendrauf. Eine gute Auswahl von Unternehmen und Branchen bleibt freilich unerlässlich und die weiter bestehenden geopolitischen und volkswirtschaftlichen Risiken sollten ebenfalls berücksichtigt werden.